Sehr zart, fast unmerklich spüre ich, wie ich komme. Ein sanftes, leises, fast wehmütiges Gefühl. Hingabe an den Moment. Ich schaue ihn an, ein sanfter Seufzer kommt über meine Lippen.
Er antwortet mit einem liebevollen Blick und einer innigen Umarmung. Freude erfüllt meinen ganzen Körper. Alles beginnt zu fließen. Tränen der Hingabe. Mein "Ich" zerfließt in dem was da ist. Es ist nicht laut oder aufregend und doch sehr intensiv.
Danach ist es ruhig, ich habe mich verschenkt. Es war wunderschön.
Der kleine Tod. La petite mort. Nennen es die Franzosen.
Etwa eine halbe Stunde später komme ich nochmal.
Diesmal ist es spektakulärer. Ich sehe es nicht kommen, bis eine Sekunde vorher. Und dann kann ich es nicht mehr aufhalten, obwohl die Gelegenheit nicht günstig ist. Ich falle und falle und falle, sehe Bilder, es endet mit einem Schrei. Puh, das war heftig. Ich brauche eine Weile, um wieder auf die Füße zu kommen.
Le petite mort sagen die Franzosen. Der kleine Tod. Und sie reden vom Orgasmus.
Ich hatte also am Sonntag gleich zwei davon. Mit beiden haben ich nicht gerechnet. Beide waren sehr unterschiedlich und beide waren besondere Höhepunkte.
Damals, also quasi kurz nachdem ich mein Kommunionskleid in den Schrank gehangen hatte (siehe Story von gestern) entwickelte ich irgendwann Vorstellungen davon, wie der perfekte Orgasmus auszusehen hatte. Und meine realen Erfahrungen konnten sich leider nicht mit diesem Bild messen.
Als ich anfing mit The Work alle möglichen Gedanken rund um mich, meinen Körper, mein Frau-Sein und meine Sexualität zu hinterfragen, durfte dieses Bild erstmals aufbrechen.
Ein Orgasmus ist so und so. Ach ja, ist das wahr? Er sollte mich richtig berühren. Kann ich das ganz sicher wissen?
Männer können immer. Wie reagiere ich, was passiert, wenn mir dieser Gedanke und alle möglichen anderen Gedanken schon als Kind eingeimpft wurden? Du mußt aufpassen, dass du auf deine Kosten kommst. Und wer wäre ich ohne diese ganzen Gedanken?
Ich erlitt ein paar petites morts, kleine Tode meiner bewußten und unbewußten Glaubenssätze, die mich vom echten Erl(i)eben abhielten.
Der Weg war nicht immer leicht, es gab einige Tode zu sterben und einige Leben zu lieben. Über The Work fand ich dann auch den Weg zum Tantra und inzwischen kann ich auch mehr als einen Orgasmus am Tag haben, aber das wißt ihr ja schon.
Oh, ihr wollt doch noch mal ein bißchen pornomäßiger durchs Schlüsselloch schauen und wissen, was für Handlungen nun genau zu den beiden sonntagnachmittäglichen Orgasmen führten?
Du willst meine kleinen Tode sehen?
Aber gern:
Der erste passierte zwar während er rumfummelte, aber nicht an mir, sondern in seiner Werkstatt und ich mich gerade verabschiedete.
Der zweite ergriff mich, als ich mit meinem Rad in die Bahngleise geriet, meinen Kopf schon gegen die gleich nebenan fahrende Bahn schellen sah und dann doch "nur" auf meinen Knien landete.
Kleine Tode.
Kleine Momente des Verlustes, der Fülle und der Hingabe.
Große Momente der Liebe zum Leben.
Höhepunkte.
Wer definiert eigentlich, was genau ein Orgasmus ist?
Haderst du auch manchmal mit deinem sexuellen Erleben, deinen Orgasmen, den Reaktionen deines Körpers? Findest du, dein Partner sollte etwas anders machen? Wünschst du dir mehr, ohne zu ahnen, was eigentlich? Mir ging das lange so und ich bin unendlich dankbar, dass sich das geändert hat. Gerne begleite ich Frauen, die etwas ändern wollen, bevor sie in die ewigen Jagdgründe eingehen.
La petite mort. Der kleine Tod, nennen es die Franzosen.
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