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  • AutorenbildSusi

Die Liebe ist ein Mysterium

Toxisch? Vor ein paar Monaten habe ich die Reißleine gezogen. Es war u.a. er, der mich dazu aufgefordert hatte. "Ich will nicht, dass dich das zerreisst" hatte er gesagt und auf besagte Leine hingewiesen. Etwas in mir war fasziniert und still. Etwas in mir WUSSTE. Auch wenn es sich manchmal anfühlt, als ob es mich zerreisst, wird es mich doch niemals zerreissen. Auch wenn ich mir sooo sehr wünsche, von ihm geliebt zu werden und eine Beziehung nach meinen Vorstellungen zu leben mit ihm, auch wenn ich sooo sehr ent-täuscht werde, zer-reissen kann es mich nicht. Weil es diesen unkaputtbaren Teil in mir gibt.

Die Liebe ist ein Mysterium.




Vor etwas über einem Jahr schrieb ich einen Text. "Wenn ich Worte hätte, sie malten ein Aquarell aus harmonisierenden Farben." Ich sprach von funkelnden Sternenregen im Inneren einer warmen weichen Yoni, von der Ausdehnung des Herzen, aber auch von meinem Schmerz, von der Eifersucht und Zerrissenheit zwichen Norm und Erleben.


Ich schrieb: "Diese Worte, sie ließen dich fühlen, was ich nun fühle, wo etwas die Tür einfach sperrangelweit aufgerissen hat und helles warmes Licht mich umstrahlt. Sie ließen die Sonne aufgehen. Sie brächten dir ein Gefühl von Unendlichkeit und tiefster Verbundenheit ins Haus. Eine Ahnung davon, wie es sein muß, sich nie wieder getrennt zu fühlen. Ach, wenn ich doch Worte hätte, für das was ich neulich erstmalig fühlte, als mein Partner die Nacht mit einer anderen Frau verbracht hat." Die Liebe ist ein Mysterium. Etwa ein halbes Jahr später schlief er wieder mit einer Frau. Einer anderen. Auch in den Monaten dazwischen hat er das getan. Diese Frauen waren größtenteils seine Freundinnen. Und die meisten von ihnen waren mir eng ans Herz gewachsen. Es war nicht immer leicht für mich und doch, immer wieder kam ein Hauch dieses Lichtstrahls hervor. Auch ich schlief mit Männern in dieser Zeit. Der Funke der Liebe wollte nicht zünden, aber es waren schöne Begegnungen und eine tolle Erfahrung, zu spüren, die Begegnung mit anderen Männern nimmt meiner Liebe zu ihm nichts weg. Die Liebe ist ein Mysterium. Und dann kam sie. Die neue SIE. Und etwas war anders. Von Anfang an. Es fing an mit Lügen und Halbwahrheiten, die doch gar nicht nötig waren. Schließlich waren wir in einer polyamoren Beziehung. Es ging weiter mit gebrochenen Versprechen, totaler Verschiebung der Prioritäten, extremer Fixierung nur auf sie, sie, sie. Sie tat ihr übriges dazu, hatte scheinbar schnell erkannt, wie sie ihn für sich gewinnt, während ich auf verlorenem Posten kämpfte. Irgendetwas in mir ahnte, dass sie keine wirkliche Gefahr war für mich, für uns - also mich und seine anderen festen Partnerinnen. Die Eile, die er mit ihr an den Tag legte und seine Erklärungen das sei nötig, weil er dieses Verliebtsein in jeder Sekunde genießen müsse, da so eine akute Verliebtheit keine lange Halbwertzeit habe. Das war es, was mir hätte Sicherheit geben können und mich zugleich anwiderte. Wenn es doch klar war, wenn er doch selbst immer wieder betonte, sie sei momentan erstmal nur eine Flamme und er werde das Gefühl nicht los, sich auf exterm dünnen Eis zu bewegen, wie konnte er mich dann so sehr auf's Wartegleis schieben? Die Liebe ist ein Mysterium. Hat er mich aufs Wartegleis geschoben oder war ich das? Wer wäre ich gewesen, hätte ich nicht mich in seinem und ihrem Verhalten erkannt? Diese Eile, in dem tieferen Wissen, dass es nicht halten würde. Dieses dünne Eis und die darunter verborgene Sehnsucht nach mir selbst. Wer wäre ich gewesen, hätte ich meiner Liebe zu ihm restlos vertraut? Hätte ich ihm geglaubt, als er immer wieder betonte, er müsse, wolle das jetzt leben, aber das ändere nichts - gar nichts an seiner tiefen Liebe zu mir? Was wäre wohl passiert, wäre ich gefestigt genug gewesen in meiner Entscheidung, mein Leben mit diesem verrückt-liebenswerten Kerl zu vebringen, der mein Leben so auf den Kopf gestellt hat? Die Liebe ist ein Mysterium. Die Wahrheit ist, ich hab es nicht. Ich war schon längst nicht mehr im Rennen. Hatte schon längst die Reißleine gezogen, lange bevor sie auftauchte und er mich auf besagte Leine hinwies. Ich hatte sie gezogen, ohne es mir einzugestehen, mich stattdessen auf dieses schmerzhafte Wartegleis platziert. In meinem Inneren. Ich liebte ihn und ich konnte ihm nicht verzeihen, dass er gewöhnlich war. Ich liebte ihn und das helle Licht aus der sperrangelweit geöffneten Tür tat mir in den Augen weh. Ich liebte ihn und ich hatte Angst, dass diese Liebe mich verbrennen könnte. Ich liebte ihn und war nicht in der Lage, die Kontrolle loszulasen. Die Liebe ist ein Mysterium. Irgendwann sprach er zu mir, über seine Verlustangst. Und ich sagte ihm, ich würde ihn erst verlassen, wenn ich das in Liebe tun könne. Ich habe mein Versprechen gehalten. Und ich liebe mich dafür. Die Liebe ist eine Mysterium.

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