Es war der internationale Frauentag.
Ich bin auf einem Event "Frauen in Bewegung". Etwa 20-30 Frauen nehmen teil, einige davon präsentieren ihre kraftvolle Kunst.
Lieder, Texte, Meditationen, Musik, Impro-Theater u.v.m. Pure Weiblichkeit an diesem Tag. Eine der wunderbaren Frauen hat Engelkarten mit, jede darf sich eine ziehen und mit nach Hause nehmen.
Also Augen zu, auf eine Frage konzentrieren und eine Karte ziehen... Es kribbelt in meinem Finger. OK, die nehme ich. Ich drehe sie um. WAAAAAS? Das muß ein Versehen sein.
DAS ist doch eine Karte für Männer. "Die neue Version des Mannes" steht da und dass es an der Zeit ist, dass Mann sich neu definiert und in die Welt bringt, neue Wege wählt, Liebe und Frieden lebt und sein tiefes inneres Wissen voller Stärke und Klarheit entdeckt.
"Jaaa, Mann! Mach das mal!" denkt es in mir. Aber was bitteschön soll ich damit zu tun haben, ich bin eine Frau.
Wieder zuhause angekommen scrolle ich ein bißchen auf Facebook rum. Lese Texte, die starke Frauen zum Frauentag geschrieben haben. Und bin erschüttert. Viele dieser Texte triefen von versteckten Anklagen. Männer, die schnell sexistisch werden. Männer, die alleinerziehende Mütter zurücklassen. Männer, die die Wirtschaftswelt dominieren.
Ja, all das ist oft noch so. Ja, wir leben in einer von Männern dominierten Welt. Aber sind wir Frauen deshalb Opfer?
Kaum eine Frau, die ich kenne, träumt nicht von einer erfüllenden Beziehung, ist sie hetero, wünscht sie sich eine erfüllende Beziehung mit einem Mann. Entweder hat sie noch keinen oder sie hat einen, aber so ganz das gelbe vom Ei ist der noch nicht. In vielen Fällen hat sie sich abgefunden mit dem was sie vorfindet, in ebenso vielen Fällen kämpft sie noch an einer scheinbar verlorenen Front.
Neue Männer braucht das Land. Sag ich doch....
Etwas läßt mich stocken. Irgendetwas ist da schief. Ich versuche mal 1 und 1 zusammenzuzählen. Da ist der Traum, von einer Beziehung. Ein wunderbarer Mann an unserer Seite. Egal wie (un)romantisch wir sind, wir haben Erwartungen an diesen Mann. Vielleicht soll er uns die Sterne vom Himmel holen, vielleicht soll er seine Klarheit und Stärke mit uns teilen, vielleicht soll er mit uns wachsen.
Und dann irgendwann stellen wir ernüchtert und enttäuscht fest, dass er uns nicht gibt, was wir uns erhofften. Wir lassen ihn das spüren. Wir (ja, wir Frauen!) sind das (emotional) starke Geschlecht und wir nutzen das gnadenlos aus. Wir penetrieren den Mann mit unseren Erwartungen, unserem Redeschwall, unseren vorwurfsvollen Blicken, unserem Seufzen. Und wir tun dies seit er ein kleiner Junge war. Denn er ist in einem weiblichen Körper herangewachsen. Er wurde (wenn er Glück hatte) von einer weiblichen Brust genährt, in Kindergarten von meist weiblichen Erzieherinnen betreut usw.
Ja, neue Männer braucht das Land, aber wie, wenn die Frauen die Arme verschränken und trotzig sind? Wie, wenn wir nicht aufhören, Männer verantwortlich für unsere Gefühle zu machen?
Männer werden durch uns geboren, sie brauchen unsere Liebe, schon vor dem ersten Atemzug und bis zu ihrem letzten.
Was, wenn die Karte, die ich am Frauentag gezogen habe, doch für mich ist? Und dafür, dass ich sie mit dir, frau, teile?
Welche Geschichte erzählst du dir über Männer und ist es nicht an der Zeit eine neue Geschichte zu erzählen? Die Zeit ist jetzt, dass wir Mann für uns neu definieren und in die Welt bringen.
Ich überlege gerade glatt einen Kurs für Frauen anzubieten: "Neue Männer braucht das Land", ich lass das mal sacken.
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