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Der Langeweile-Report

Autorenbild: SusiSusi

Wir gehen in Klausur. Miteinander. Manchmal auch aneinander vorbei. Beleuchten, wo wir stehen. Streiten und Versöhnen uns. Vieles wird ausgesprochen, manches bleibt ungesagt.



Nun wird es still in mir. Ist dies das Ende? Oder ein neuer Anfang? Ich weiß es einfach nicht. Ein Gedanke formt sich in mir. Er scheint friedlich und macht mich doch traurig. Wird er wahr, wenn ich ihn ausspreche? Ich atme und spüre. Die Tränen sind nah. Ihn nicht auszusprechen wird unmöglich. "Vielleicht trennen sich unsere Wege an dieser Stelle." fließt der Gedanke nun in hörbare Worte. Ein erstaunter fragender Blick. OK, in diesem Film ist er offensichtlich gar nicht. Nur ich. "Manchmal wird mir das alles einfach zu viel. Ich sehne mich nach Ruhe und Langeweile. Ich komme mit deinem Tempo und deiner Erlebnisdichte einfach nicht mehr mit." erkläre ich mich mit matter Stimme. Offensichtlich schockt ihn das weder, noch hat er ein Veto. "Ah Ok" sagt er statt dessen. "Dann machen wir das einfach so. Du schickst mir einen wöchentlichen Langeweile-Report und wenn da nur ein Funken Aufregung drin ist, dann mußt du wieder mit mir zusammen sein." Sehe ich da ein verschmitztes Lächeln in seinem Mundwinkel? Ich auf jeden Fall weiß augenblicklich, dass wir dann in spätestens drei Stunden wieder zusammen sein werden. Wenn ich einen Grund suche, mich zu trennen, muß ich schon was besseres finden. Ich grinse. Ich liebe. Ich bleibe. Was sonst? Etwa eine Woche später. Die Sehnsucht nach langer Weile bleibt. Würde ich jetzt den wöchentlichen Report abgeben müssen (da wir ja noch zusammen bin, entfällt diese Verpflichtung), was würde da drin stehen? Ganz sicher nichts von einem Fünkchen Aufregung in all der Langeweile, sondern allenfalls etwas von einem Fünkchen Langeweile in all der Aufregung. Hm, eine Idee poppt auf. Wie wäre es, wenn ich den Report doch schreibe? Für mich! Wann gönne ich mir die Ruhe und Langeweile nach der ich mich so zu sehnen glaube. Wann gönne ich sie mir nicht, obwohl ich es gerade tun könnte? Wieviel lange Weile möchte ich tatsächlich in meinem Leben etablieren und warum fange ich nicht SOFORT damit an? Und wer weiß, vielleicht kann ich ja eines Tages tatsächlich von einer ganzen Woche ohne Aufregung berichten. Aber dann Schatz... Verhandeln wir neu.

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