Ganz banal fing es an. Schöne Frau trifft attraktiven Mann. Anziehung. Ein paar Blicke. Ein magischer Tanz. Sie geht. Entscheidet sich, die Geschichte für diesen Moment auf sich beruhen zu lassen.
Monate später. Das erste Wiedersehen. Diese filigranen Momente. Zauber eines Anfangs oder Abbruch einer Illusion? Manchmal kann ein "falsches" Wort alles zunichte machen. Das vermeintlich falsche Wort fällt. Aus seinem Mund: "polyamor" sagt er. Sie hört es, spürt den Abgrund des Ausstiegs ganz dicht vor sich. Bemerkt in letzter Sekunde, dass sie Flügel hat. Sie wußte das nicht. Die Flügel sprengen ihr Kleid und ihr Ego, als sie sich entfalten und sie mit ihren großen Schwingen über die Schlucht ihrer Vorurteile zu ihm hin tragen.
Auf ihrer Reise begegnet sie ihren Dämonen, ihrer Angst, nicht zu genügen, verzweifelten Schreien ihres Egos nach Sicherheit und Einzigartigkeit. Sie ist eine Zauberin der Momente und der Worte. Sie kann die Zeit stillstehen lassen in solchen Momenten und fühlen, was gefühlt werden will. Und sie kann die Momente wieder auferstehen und in die Ewigkeit eingehen lassen, mit ihren Worten. Sie kämpft nicht mit ihren Dämonen, sie begegnet ihnen und läßt die Menschen von dem Zaubertrank trinken, der dabei entsteht. Manchmal ziehen sich ihre Flügel zurück. Dann bekommt sie Angst, hält sich für Aschenputtel und hat Angst ihn zu verlieren, weil sie nicht genügt, weil sie Angst hat, austauschbar zu sein. In solchen Momenten könnte ihr Zweifel die Beziehung zerstören. Sie weiß das aus anderen Beziehungen. Doch diesmal hat sie sich klar entschieden. Von nun an wird sie nur noch ihrem Herzen folgen. Und ihr Herz trägt sie auch mit verletzten Flügeln. Sie folgt einem Ruf, den sie selbst nicht versteht.
Neugierig und staunend.
Sie schreibt Reiseberichte über ihre vermeintlich privaten Erlebnisse. Und berührt damit Menschen. Wie "privat" kann eine persönliche Geschichte jemals sein? Ihre Herzens-Kraft überwindet ihre Scham. Sie weiß, sie kann. Sie kann alles überwinden. Auch wenn sie noch gar nicht genau weiß, was das ist.
Sie ist Coach. Schon lange. Eigentlich eher eine Tänzerin. Sie tanzt mit der Kraft der vier Fragen von Byron Katie. Der Prozess heißt *The Work*. Für sie fühlt es sich an wie *The Dance*. In diesem Jahr sind ihr zusätzlich Flügel gewachsen. Sie hat sich erlaubt, über ihr kleines Ego hinauszuwachsen. Menschen beginnen nach ihr zu suchen. Sie ahnt es, ohne zu wissen, wer und wann und wo.
Sie ist die Herzensöffnerin. Für sich selbst und alle, die ihre Fähigkeiten in Anspruch nehmen. Wenn sie coacht wie in einem Tanz, folgt ihren Impulsen. Hört zu. Fühlt mit. Läßt zu, dass die Grenzen sich auflösen zwischen Coach und Coachee. Stellt Fragen, die in die Herzen eindringen und tief verborgene Wahrheiten freisetzen. Setzt den Finger behutsam und klar in die Wunden. Fließt mit den Tränen und dem Schmerz, die das manchmal erzeugt. Pflanzt mit ihren Impulsen kleine wellenförmige Bewegungen in bis dato verunsicherte Herzen. Sanft und klar und stark. Sie ist eine Wegbereiterin.
Das Herz in ihrer Brust wächst und sie über sich hinaus. Auf breiten Schwingen erhebt sie sich, nimmt ihre Schwestern auf den Rücken und fliegt ins Licht.
Kaum zu glauben, aber sie bin ich. Die Superheldin deren Liebe größer war als ihre eigenen Vorurteile gegen das Wort Polyamorie und die nun Menschen begleitet, die sich in einer Liebesbeziehung mit mehr als zwei Personen befinden oder dafür öffnen möchten.
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